Vergangene Ergebnisse und Resultate aus Backtests garantieren keine zukünftigen Ergebnisse. Jeder Anleger sollte sorgfältig und womöglich mithilfe externer Beratung prüfen, ob dieser Service für ihn geeignet ist. Alle Investitionen bergen ein hohes Risiko. Es gibt keine Garantie auf Gewinne.
 

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Der beste Einstiegstag

„Der beste Einstiegstag – Schlagen Sie den Markt mit dem richtigen Timing.“ (2017) von Holger Breuer in Traders' Magazine.

Der Monatsende-Effekt bezeichnet das Phänomen, dass die Kurse an den letzten Tagen des alten beziehungsweise am ersten Tag des neuen Monats im Verhältnis zu den anderen Tagen des Monats überproportional steigen. Dies kann man statistisch auswerten oder direkt anhand einer einfachen Strategie testen, die wir Ihnen im Folgenden zeigen möchten.

Dass die Kurse am Monatsende beziehungsweise am ersten Tag eines neuen Monats stark gen Norden gehen, lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. So besteht beispielsweise am Monatsende ein vermehrter Kapitalfluss, da Gehälter, Renten und so weiter fällig werden. Da Privatpersonen den Markt allerdings kaum nachhaltig bewegen können, liegen die Gründe wohl eher bei großen Investoren, die mit Umschichtungen von Fonds oder Teilverkäufen ihre Bilanzen verbessern möchten – auch als Window Dressing bezeichnet.

Zur Untersuchung dieser Strategie wurden oft die amerikanischen Märkte für einen Backtest herangezogen. Jedoch funktioniert die Strategie in etwas modifizierter Form auch im FDAX. Im Folgenden stellen wir Ihnen eine einfache Strategie für den FDAX vor, die zeigt, dass am Monatsende-Effekt durchaus etwas dran ist. Den Auswertungen liegen 2,50 Euro Kommissionen und ein Kontrakt pro Position zugrunde.

Die Suche nach dem besten Einstiegstag

Zunächst möchten wir herausfinden, an welchem Tag sich ein Einstieg besonders lohnt. Deshalb führen wir zur Optimierung unseres Setups einen Test durch. Dafür lassen wir die Werte von Tag zehn bis 30 eines jeden Monats automatisiert in einer Testphase durchlaufen. Damit dies nicht aufwendig manuell verbunden durchgeführt werden muss, nutzen wir die Hilfe verschiedener Programme. Um nicht zu stark zu optimieren (auch Curve Fitting genannt), suchen wir uns die Handelsspanne von 1999 bis 2010 heraus (In-SampleBereich). Damit stehen genug Daten (2011 bis 2016) zur Verfügung, um den optimierten Ansatz auf noch nicht getesteten Kursreihen zu überprüfen (Out-of-Sample-Bereich).

Bild 1 zeigt in blau den Nettogewinn bei einem Einstieg vom zehnten bis zum 30. Tag eines Monats und einem Ausstieg am ersten Tag des Folgemonats. Der zugehörige Drawdown ist in Bild 1 in orange abgebildet. Der Zeitraum vom 22. bis 26. Tag eines jeden Monats sieht sowohl vom Draw down als auch vom Gewinn her besonders vielversprechend aus.

Monatsultimo oder Monatsende-Effekt.


Wir wählen nicht den besten aller Werte, sondern ein gesundes Mittelmaß, das nach oben und unten gleich gute Werte aufweisen kann. In unserem Fall ist das der 24. Tag des Monats als Einstiegstag.

Konkretes Setup mit Beispiel-Trades

Es werden bei dieser Strategie nicht die reinen Handelstage, sondern die Monatstage betrachtet, also maximal 31 Tage. Fällt der Einstieg auf ein Wochenende, so wird der nächstmögliche Einstiegstag für den Trade herangezogen. Der 24.07.2010 war beispielsweise ein Samstag, also wurde der Trade erst am Montag, den 26.07.2010 ausgeführt. Bild 2 zeigt den damaligen Beispiel-Trade.

Es findet bei diesem Setup keine Optimierung des Ausstiegs statt. Dieser ist fest mit dem ersten Tag eines jeden Handelsmonats definiert. Auch hier gilt: Fällt der Erste eines Monats auf einen Börsenfeiertag oder ein Wochenende, so wird der Trade erst am nächsten Handelstag geschlossen.

Beim Beispiel-Trade in Bild 2 fand der Ausstieg erst am 02.08.2010 statt, da der 01. August ein Sonntag war. Ein- und Ausstiege werden jeweils exakt oder annähernd zum Schlusskurs des angegebenen Tages ausgeführt.

Monatsultimo oder Monatsende-Effekt.


In Bild 2 sehen Sie außerdem einen zweiten Beispiel-Trade Ende August. Hier gingen wir erneut eine Long-Position zum 24. Kalendertag ein. Diese wurde am 01.09.2010 zum Schlusskurs wieder geschlossen.

Bild 3 zeigt die Equity-Kurve unseres getesteten Systems. Bis auf 2001 und 2002 sehen wir eine recht glatte und stetig steigende Kapitalkurve, was für einen so einfachen Ansatz nicht selbstverständlich ist. Eine weitere Optimierung der Strategie – neben der Optimierung des Einstiegs – kann die Ergebnisse sicher noch verbessern.

Monatsultimo oder Monatsende-Effekt.


Anwendung der Ergebnisse auf einen Out-of-Sample-Bereich

Um die Ergebnisse unseres Monatsende-Systems zu überprüfen und eine mögliche Überoptimierung zu erkennen, testen wir die Resultate der Jahre 2011 bis 2016 wieder auf dem FDAX – ein sogenannter Out-of-SampleTest. Das ist der zweite Schritt eines Backtests, bei dem die Rückrechnung unserer Strategie mit unbekannten Daten erfolgt. Ein Vergleich der Performancekennzahlen ist in Tabelle 1 zu sehen. Der Jahresgewinn steigt von knapp sechs auf über neun Prozent im Out-of-SampleBereich (2011 bis 2016) deutlich an, was sicherlich auch der entsprechenden Marktphase (überwiegender Aufwärtstrend) geschuldet ist. Der Drawdown nimmt allerdings ebenfalls um zehn Prozent zu. Erfreulich ist, dass die Gewinnquote mit zirka 60 Prozent ähnlich hoch ist. Und auch der Profitfaktor liegt mit 1,61 gegenüber zuvor 1,55 in einem ähnlichen Bereich.

Monatsultimo oder Monatsende-Effekt.


Eine Überoptimierung scheint hier also nicht vorzuliegen. Jedoch weist der erhöhte Drawdown darauf hin, Snapshotdass die Strategie unter Beobachtung steht und ein wenig aus ihren Rahmenbedingungen herausgelaufen ist.

Mögliche Optimierung bei Take Profit und Stopp-Loss

Unsere Strategie arbeitet aktuell ohne Stopp-Loss und Take Profit. Auch diese Werte könnten optimiert und ausgewertet werden, um eine glattere Equity-Kurve zu erhalten. Um vernünftige Werte für Stopp und Profit zu finden, könnten wir als nächstes eine Auswertung der größten Verlust-und Gewinn-Trades durchführen.

Für die Anpassung der Strategie nimmt man die sogenannte Maximum Adverse Excursion (MAE) zur Hand, also den maximalen Rückgang im Trade-Verlauf. Verliert ein Trade während seiner aktiven Phase beispielsweise maximal fünf Prozent, könnte es sinnvoll sein, dementsprechend den Stopp-Loss auszurichten.

Ebenso kann der Take Profit festgelegt werden. Die Statistik hierzu nennt sich Maximum Favourable Excursion (MFE) und bestimmt den größten Gewinn innerhalb eines Trade-Verlaufs. Entsprechend dieses Wertes könnte das Gewinnziel während eines laufenden Trades gesetzt werden.

Fazit

Durch den Live-Test konnten wir zeigen, dass der Monatsende-Effekt noch immer existiert. Auch mit wenigen Anweisungen und gänzlich ohne Indikatoren kann ein profitables System mit einer Trefferquote von knapp 60 Prozent erstellt werden.